Nun ist er da – der Moment, und die Herbstfarbensymphonie beginnt. Ton für Ton.
Ein zartes farbiges Leuchten breitet sich über die Bäume, das Grün verliert an Gewicht, das Licht wird weicher.
Ein Blatt ist mehr als unser Auge erfassen kann. Dünn wie Papier und doch ein hochpräzises Gebilde aus Adern, Poren, Zellen. Es misst Licht und Temperatur, spürt die Länge der Tage und gibt feine Signale an den Baum. Wenn die Sonne flacher steht, wenn der Saft langsamer fliesst, beginnt im Inneren die Umstellung. Über Hormone und elektrische Impulse wird dem Stamm gemeldet: Die Zeit des Wachstums ist vorbei.
Die Farben bedeuten Schutz!
Das Chlorophyll, das alles grün färbte, wird zerlegt und abtransportiert. Zurück bleiben Pigmente, die schon lange vorhanden waren oder sich jetzt erst bilden. Gelb, Rot, Orange kommen zum Vorschein. Die Farben sind von der Natur nicht als Dekoration gedacht, sondern als Schutz. Die Stoffe Anthocyane, Carotinoide, Flavonoide bewahren die Zellen vor Sonnenbrand, Kälte und oxidativem Stress. Forschende vermuten gar, dass die roten Farbtöne sogar Insekten abwehren – ein stilles Signal, dass hier nichts mehr zu holen ist.
Am Boden geht's weiter...
Auch das Fallen der Blätter geschieht nicht einfach so… das Blatt wird quasi losgelassen. Enzyme lösen gezielt Zellwände an der Sollbruchstelle, das Hormon Ethylen gibt das Signal: Jetzt darfst du gehen. Ein präziser Abbauplan.
Am Boden angekommen übernimmt ein neues System. Pilze, Bakterien, Milben, Asseln – sie folgen einer exakten Reihenfolge. Erst kommen die Zersetzer, dann die Nährstoffverwerter. Jede Art hat ihren Moment, jede weiss, was zu tun ist. Ein Buchenblatt zersetzt sich anders als eines vom Ahorn, jedes hat sein eigenes Publikum von Mikroorganismen. Nach wenigen Monaten ist das Stück Herbst verschwunden – und doch noch da, als Humus, als Grundlage für alles Kommende.
Ein Blatt lebt weiter, lange nachdem es gefallen ist. Es verwandelt sich, unauffällig, wirksam, präzise. Eine Symphonie in Farben, Stoffen, Rhythmen – jedes Jahr neu gespielt.
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“Alles ist im Werden, selbst das, was vergeht. Und wer hinsieht, sieht mehr als Farben…”