„Der Thron der Schnecke – Ein stiller Moment im Februar“
Der Thron der Schnecke – Ein stiller Moment im Februa
Beim Spaziergang heute entdeckt: Ein Schneckenhaus, sanft von einer/m SpaziergängerIn auf einem Pfahl abgelegt. Nun thront es dort, wie ein stummer Wächter, ein Relikt aus wärmeren Tagen. Eine schöne, spontane Szene… ( - ich musste diesen Moment festhalten, die Szene fotografieren 😊). Wo sind denn die Schnecken im Februar?
Im Februar ruht sie. Versteckt unter Laub, tief in der Erde oder in einer schützenden Mauerspalte, hat sie sich zurückgezogen. Ihre Tür ist fest versiegelt – mit einem Kalkdeckel, ihrem eigenen Winterschutz. Während wir die kalten Tage vorbeiziehen sehen, schläft sie tief und spart Energie. Keine Hast, kein Drang, nur geduldiges Warten auf die Wärme. Wenn der Frühling kommt und der Regen den Boden weckt, dann bricht sie auf. Behutsam löst sich ihr Kalkverschluss, das erste zarte Grün lockt sie hervor. Dann beginnt ihr stilles Leben aufs Neue: kriechend, gleitend, auf der Suche nach Feuchtigkeit, nach zarten Blättern, nach einem ruhigen Ort inmitten der aufwachenden Welt. Die Weinbergschnecke – ein Meister der Langsamkeit. In einer Welt, die rast, bleibt sie gelassen. Kein Drängen, kein Rennen. Und doch kommt sie an. Immer. Aber sie wird seltener. Lebensräume schwinden, aufgeräumte Gärten lassen kaum noch Platz für ihr verborgenes Winterquartier. Pestizide, Beton, der Mensch – ihre Welt schrumpft. Und doch, wer sie findet, wer ihr Kriechen beobachtet, kann darin etwas erkennen: Eine Weisheit, die wir oft vergessen. Nicht das Tempo entscheidet, sondern die Richtung. Die Schnecke liebt Feuchtigkeit, Stille, den Morgentau auf Blättern. Sie liebt das weiche Moos, die geschützte Ecke unter einer alten Mauer. Sie liebt das Sein – ohne Eile, ohne Hetze. Und vielleicht lehrt sie uns genau das.
„Alles Grosse geschieht in der Stille.“ – Friedrich Nietzsche